Intelligente Stromzähler: Smartmeter - was nun?
Smart-Home, Smart-Grid, Smart-Meter – alles wird smart, alles wird vernetzt und liefert Daten. Die alten Ferraris-Zähler - die mit der sich drehenden Scheibe - waren eigentlich unverwüstlich. Diese funktionierenden Zähler werden in vielen europäischen Ländern durch sogenannte Smartmeter, also intelligente Zähler, ersetzt. Eigentlich ein ökonomischer und ökologischer Wahnsinn.
Auf Wunsch einer EU-Richtlinie sollen bis 2020 ca. 80 % der Haushalte mit Stromzählern ausgestattet sein, bei denen der Stromverbrauch jederzeit aus der Ferne auslesbar ist.
Im Gegensatz zu einer EU-Verordnung ist eine EU-Richtlinie nicht unmittelbar wirksam und verbindlich, sondern sie muss durch einen nationalen Rechtsakt umgesetzt werden, um wirksam zu werden. Es bleibt somit den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten überlassen wie sie die Richtlinien umsetzen. Bisher gibt es daher auch nur in 16 der insgesamt 28 Mitgliedsländer einen Smart Meter Roll Out. Österreich ist dabei und will nicht nur 80 % sondern sogar 95 % aller Stromkunden mit Smart Meter ausrüsten. Oberösterreich hat etwa gar schon 80% umgerüstet, andere Bundesländer stehen hingegen erst in den Startlöchern.
Verkauft wird das Ganze natürlich mit dem Argument der Stromersparnis und als Service für den Kunden. Die gesundheitliche Belastung und die Möglichkeit zur Überwachung machen mittlerweile viele Verbraucher mobil. Denn über den Stromverbrauch lässt sich vieles auswerten, zB ob jemand Zuhause ist, ob gekocht wird oder andere Geräte betrieben werden.
Auch ermöglichen es Smartmeter den Strom von der Ferne abzuschalten.
Die Daten, die der Smartmeter an den Netzbetreiber übermittelt, können auf unterschiedliche Weise übermittelt werden. Üblicherweise erfolgt dies entweder per Mobilfunk oder die Daten werden direkt auf die Stromleitung „aufmoduliert“ und über diese übertragen (auch PLC - Powerline Communication genannt). Beide Varianten stellen eine Elektrosmog-Quelle dar. Die theoretisch beste Möglichkeit zur Anbindung und Übertragung der Daten über ein LAN-Netzwerkkabel habe ich bislang noch nie gesehen.
Ein Stromzähler, welcher die Daten über das Mobilfunknetz übermittelt (also funkt), leuchtet den meisten Leuten als Quelle für Elektrosmog noch ein. Bei der PLC Variante ist dies hingegen nicht sofort der Fall. Tatsache ist aber, dass die zusätzlich auf die Stromleitung aufmodulierten, hochfrequenten Signale (Frequenzbereich 30-90 kHz) auf allen Stromleitungen des Hauses zu finden sind und somit von sämtlichen Leitungen abstrahlen.
Dabei geht es nicht nur um die Datensignale vom Smartmeter des eigenen Haushalts, sondern jeder Smartmeter verstärkt auch vorhandene Signale von Nachbarhäusern etc. Letzteres um sicherzustellen, dass die Daten auch bis zur nächsten Trafostation gelangen wo sie dann gesammelt werden und weiter zum Strom-Netzbetreiber übermittelt werden.
Welche Optionen gibt es?
Wenn der Zähler getauscht werden soll, dann kann der betroffene Haushalt die Opt-Out Variante beantragen. In diesem Fall sendet der Smartmeter dann nur 1 mal jährlich. Das Gerät ist aber dasselbe. Standardmäßig sollte der Smartmeter 1 mal täglich die Daten übermitteln. Bei Kunden die dies wünschen, kann es sogar viertelstündlich erfolgen.
Mittlerweile erlauben es die Netzbetreiber in einzelnen Fällen den alten Ferraris-Zähler zu behalten bis dieser eichfällig ist. Dann jedoch nicht mehr. Wer sich dann noch weigert, dem wird tatsächlich der Strom abgedreht (erste Fälle bereits 2019/2020 im Burgenland und Oberösterreich).
Eine technische Lösung zur Elektrosmog-Reduktion wäre noch der Einbau eines Filters im Zählerschrank nach dem Zähler um sicherzustellen, dass nicht jede Leitung im Haus bzw. in der Wohnung mit den Smartmeter-Signalen „verschmutzt“ ist.
Im Januar 2019 präsentierte der Rechnungshof dem Parlament eine 128-seitige vernichtende Kritik an Bundesministerium und E-Control betreffend der Einführung von Smart-Metern.
Dieser Bericht ist eine äußerst spannende und durchaus empfehlenswerte Lektüre. Originallink zum Rechnungshof.
Klar ist jedenfalls, dass die Kosten des Rollouts letztendlich auf die Beiträge der Endverbraucher umgewälzt werden.
Das Thema „Smartmeter“ berührt jedenfalls durchaus mehr Aspekte unseres Lebens als man es auf den ersten Blick annehmen würde. Der interessierte Leser findet mehr Informationen auf der Seite des österreichweiten Netzwerkes Stop-Smartmeter.